poesie

gedichte zum träumen und nachdenken

Elfenlied

                                    Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen,
Dann scheinet uns der Mond,
Dann leuchtet uns der Stern;
Wir wandeln und singen
Und tanzen erst gern.

Um Mitternacht, wenn die Menschen erst schlafen,
Auf Wiesen, an den Erlen
Wir suchen unsern Raum
Und wandeln und singen
Und tanzen einen Traum.

                                                                                            (goethe)

 

 

Morgane

An regentrüben Sommertagen,
Wenn Luft und Flut zusammenragen
Und ohne Regung schläft die See,
Dann steht an unserm grauen Strande
Das Wunder aus dem Morgenlande,
Morgane, die berufne Fee.

Arglistig halb und halb von Sinne,
Verschmachtend nach dem Kelch der Minne,
Der stets an ihrem Mund versiegt,
Umgaukelt sie des Wandrers Pfade
Und lockt ihn an ein Scheingestade,
Das in des Todes Reichen liegt.

Von ihrem Zauberspiel geblendet,
Ruht manches Haupt in Nacht gewendet,
Begraben in der Wüste Schlucht;
Denn ihre Liebe ist Verderben,
Ihr Hauch ist Gift, ihr Kuß ist Sterben,
Die schönen Augen sind verflucht.

So steht sie jetzt im hohen Norden
An unsres Meeres dunklen Borden,
So schreibt sie fingernd in den Dunst;
Und quellend aus den luft'gen Spuren
Erstehn in dämmernden Konturen
Die Bilder ihrer argen Kunst.

Doch hebt sich nicht wie dort im Süden
Auf rosigen Karyatiden
Ein Wundermärchenschloß ins Blau;
Nur einer Hauberg graues Bildnis
Schwimmt einsam in der Nebelwildnis,
Und keinen lockt der Hexenbau.

Bald wechselt sie die dunkle Küste
Mit Libyens sonnengelber Wüste
Und mit der Tropenwälder Duft;
Dann bläst sie lachend durch die Hände,
Dann schwankt das Haus, und Fach und Wände
Verrinnen quirlend in die Luft.

(theodor storm)

 

Dem aufgehenden Vollmonde

 

Willst du mich sogleich verlassen ?

 Warst im Augenblick so nah !

 Dich umfinstern Wolkenmassen, Und nun bist du gar nicht da.

  Doch du fühlst, wie ich betrübt bin, Blickt dein Rand herauf als Stern !

Zeugest mir, daß ich geliebt bin, Sei das Liebchen noch so fern. 

 So hinan denn ! hell und heller, Reiner Bahn, in voller Pracht !

Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller, Überselig ist die Nacht.

( dornburg)

Warum Mami?

Alkohol am Steuer: Tod einer Unschuldigen

Ich ging zu einer Party, Mami, und dachte an Deine Worte. Du hattest mich gebeten, nicht zu trinken, und so trank ich keinen Alkohol.

Ich fühlte mich ganz stolz, Mami, genauso, wie Du es vorhergesagt hattest. Ich habe vor dem Fahren nichts getrunken, Mami, auch wenn die anderen sich mokierten.

Ich weiß, dass es richtig war, Mami, und dass Du immer recht hast. Die Party geht langsam zu Ende, Mami, und alle fahren weg.

Als ich in mein Auto stieg, Mami, wusste ich, dass ich heil nach Hause kommen würde: aufgrund Deiner Erziehung - so verantwortungsvoll und fein.

Ich fuhr langsam an, Mami, und bog in die Strasse ein. Aber der andere Fahrer sah mich nicht, und sein Wagen traf mich mit voller Wucht.

Als ich auf dem Bürgersteig lag, Mami, hörte ich den Polizisten sagen, der andere sei betrunken. Und nun bin ich diejenige, die dafür büßen muss.

Ich liege hier im Sterben, Mami, ach bitte, komm' doch schnell. Wie konnte mir das passieren? Mein Leben zerplatzt wie ein Luftballon.

Ringsherum ist alles voll Blut, Mami, das meiste ist von mir. Ich höre den Arzt sagen, Mami, dass es keine Hilfe mehr für mich gibt.

Ich wollte Dir nur sagen, Mami, ich schwöre es, ich habe wirklich nichts getrunken. Es waren die anderen, Mami, die haben einfach nicht nachgedacht.

Er war wahrscheinlich auf der gleichen Party wie ich, Mami. Der einzige Unterschied ist nur: Er hat getrunken, und ich werde sterben.

Warum trinken die Menschen, Mami? Es kann das ganze Leben ruinieren. Ich habe jetzt starke Schmerzen, wie Messerstiche so scharf.

Der Mann, der mich angefahren hat, Mami, läuft herum, und ich liege hier im Sterben. Er guckt nur dumm.

Sag' meinem Bruder, dass er nicht weinen soll, Mami. Und Papi soll tapfer sein. Und wenn ich dann im Himmel bin, Mami, schreibt "Papis Mädchen" auf meinen Grabstein.

Jemand hätte es ihm sagen sollen, Mami, nicht trinken und dann fahren. Wenn man ihm das gesagt hätte, Mami, würde ich noch leben.

Mein Atem wird kürzer, Mami, ich habe große Angst. Bitte, weine nicht um mich, Mami. Du warst immer da, wenn ich Dich brauchte.

Ich habe nur noch eine letzte Frage, Mami, bevor ich von hier fortgehe: Ich habe nicht vor dem Fahren getrunken, warum bin ich diejenige, die sterben muss?

ANMERKUNG: Dieser Text in Gedichtform war an der Springfield High School (Springfield, VA, USA) in Umlauf, nachdem eine Woche zuvor zwei Studenten bei einem Autounfall getötet wurden. Unter dem Gedicht steht folgende Bitte:

 

JEMAND HAT SICH DIE MÜHE GEMACHT, DIESES GEDICHT ZU SCHREIBEN. GIB ES BITTE AN SO VIELE MENSCHEN WIE MÖGLICH WEITER. WIR WOLLEN VERSUCHEN, ES IN DER GANZEN WELT ZU VERBREITEN, DAMIT DIE LEUTE ENDLICH BEGREIFEN, WORUM ES GEHT.

und hier das original

"I Went To A Party, Mom"
I went to a party,
And remembered what you said.
You told me not to drink, Mom
So I had a sprite instead.
I felt proud of myself,
The way you said I would,
That I didn't drink and drive,
Though some friends said I should.
I made a healthy choice,
And your advice to me was right,
The party finally ended,
And the kids drove out of sight.
I got into my car,
Sure to get home in one piece
I never knew what was coming, Mom
Something I expected least.
Now I'm lying on the pavement,
And I hear the policeman say,
"The kid that caused this wreck was drunk,"
Mom, his voice seems far away.
My own blood's all around me,
As I try hard not to cry.
I can hear the paramedic say,
This girl is going to die."
I'm sure the guy had no idea,
While he was flying high,
Because he chose to drink and drive,
Now I would have to die.
So why do people do it, Mom
Knowing that it ruins lives?
And now the pain is cutting me,
Like a hundred stabbing knives.
Tell sister not to be afraid, Mom
Tell daddy to be brave,
And when I go to heaven,
Put "Daddy's Girl" on my grave.
Someone should have taught him,
That its wrong to drink and drive.
Maybe if his parents had,
I'd still be alive.
My breath is getting shorter, Mom
I'm getting really scared.
These are my final moments,
And I'm so unprepared.
I wish that you could hold me Mom,
As I lie here and die.
I wish that I could say I love you, Mom
So I love you and good-bye.

Die Geschichten, Märchen ausradiert,
kein Platz, keine Zeit für solche Dinge,
kalt wird es und die Phantasie erfriert,
als ob das Eiszeitalter wieder beginne.

Die Träume von der Realität erschlagen,
in einer Welt aus totem und kaltem Stein,
neben Hektik und Getriebe können Sagen,
Märchen, Träumer nicht willkommen sein.

Kein Drachenflug mehr Schneisen schlägt,
in des Himmels leucht-strahlendes Blau,
keine Elfe ein verwundetes Einhorn pflegt,
einstmals weiße Engelsschwingen - Grau.

Wo verklingen des Herzens Zauberlieder,
wo Gefühl dem Verstand zum Opfer fällt,
merke ich schmerzlich wieder und wieder,
ich bin falsch, das ist nicht meine Welt.

Asrai

 

Niemand sieht sie

aber sie sind da

Es sind nicht die körperlichen- nein-

es sind die in meiner Seele

Es sind die

die mir über Jahre hinweg zugefügt wurden

Die immer noch schmerzen

und Tag für Tag wieder aufbrechen

Je mehr ich versuche sie zu ignorieren

umso mehr tun sie weh

Ich kann einfach nichts dagegen tun

An der Oberfläche sieht es so aus als wären sie verheilt

aber leider ist es nicht so

Sie schmerzen so sehr

Viele sehen sie überhaupt nicht

Manche wollen sie auch gar nicht sehen

Aber sie sind da und wollen nicht heilen

ich kann tun was ich will

Es lässt mich manchmal fast verrückt werden

Oder bin ich verrückt?

Bilde ich mir diese Wunden nur ein?

Manchmal überwiegen diese Gefühle

Aber ich halte mich an dem Gedanken fest

dass es nicht so ist, dass die Wunden da sind

und irgendwann heilen werden-

Dass ICH heilen werde

Ich weiß,

dass es bis dahin noch ein langer und schmerzvoller Weg ist

der Dreck und Eiter

der  aus meinen Wunden herausgeschnitten werden muss

wird weh tun

Es wird mehr weh tun

 als je zuvor aber das muss es

 wenn die Wunden heilen sollen

das weiß ich

Und trotzdem bleibt die Angst...

Werde ich den Schmerz ertragen können?

Ich weiß es nicht...

Werden die Wunden wirklich heilen?

Ich hoffe es...

Bibbi

ANGST

Du sagst du liebst den Regen,
doch wenn es regnet,
brauchst du einen Schirm.
Du sagst du liebst den Wind,
doch wenn er weht,
schliesst du die Fenster.
Du sagst du liebst die Sonne,
doch wenn sie scheint,
flüchtest du in den Schatten.
Deshalb habe ich Angst,
wenn du sagst:

ICH LIEBE DICH^^

Shadow


 

Sonnenaufgang

So, wie nun der weiche Morgen
Die Nacht aus dunklem Samt vertreibt,
An den Himmel ohne Sorgen
Wolken wie aus Seide schreibt,
Wie das Licht sie sanft vergoldet,
Seidig leicht sie schimmern lässt -
Diese Stund' ihr lieben solltet,
Wo alles leicht scheint, noch nichts fest.

Der Vogel dort im Lindenbaum
Erwacht. Und schon, mit hellem Schlag,
Singt er uns einen Kindertraum
Den ich niemals vergessen mag.
Der Wind so leicht trägt dich davon
Bis hoch über das Wolkentor.
Geschichten von der Morgensonn'
Murmelt er leise dir ins Ohr.

Die Sonne dort am Horizont
Erwacht mit goldnem Seidenlicht
So, wie sie immer schon gekonnt
Dem neuen Tag das Glück verspricht.
So ist das Glück in jedem Tag.
Man muss nur suchen, es zu finden.
Kannst du es nicht sehn? Na, dann frag
Den Vogel drüben in den Linden.


Ähm, ich frag nur so: kennt ihr das, wenn manchmal morgens (okay, auch abends) die Wolken aussehn, als hätte man ein Seidentuch über den Himmel gelegt, den die Sonne sanft vergoldet? Das wollte ich nämlich in der ersten Strophe beschreiben.

lady woodriver


 


 

 

 



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